I—
<
О
2
ш
О
О
KLASSIK
А _
Ш
W olfgang Amadeus M ozart
KLARINETTENQUINTETT A-DUR,
STREICHQUARTETT D-MOLL
Jörg W
idmann, Arcanto Quartett
Harmonia mundi CD
(
59
')
2011 gelangen Jörg Widmann und
dem Hagen-Quartett mit einer gera-
dezu überwältigenden Einspielung
des Brahms-Klarinettenquintetts
(gekoppelt mit Griegs einzigem
Streichquartett) eine Referenzauf-
nahme der ganz besonderen Art.
So überrascht es auf den ersten
Blick, dass er sich für die Aufnah-
me des adäquaten Mozart-Meis-
terwerks mit einem anderen Quar-
tett zusammentat.
Bei näherem Hinhören erweist
sich die Wahl jedoch als absolut
nachvollziehbar. Fasziniert das Ha-
gen-Quartett durch seine unglaub-
CDs
|
NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
lieh kompakte Geschlossenheit und
Perfektion im Ensemblespiel, agiert
das mit vier Individualisten besetz-
te Arcanto Quartett weniger kom-
pakt. Zwar finden Antje Weithaas,
Daniel Sepec, Tabea Zimmermann
und Jean-Guihen Queyras durch-
aus im perfekten Zusammenspiel
zueinander, die musikalischen Dia-
loge wirken jedoch offener und in-
dividueller. Das bekommt Mozarts
Tonsprache ausgesprochen gut, so-
wohl im Zusammenspiel mit dem
Klarinettisten im Quintett KV 581
als auch im d-Moll-Quartett KV 421,
dem zweiten aus dem Zyklus der
sechs Haydn gewidmeten Quartet-
te. Was Widmann zudem an Ton-
schönheit musikantischer Spiel-
freude, aber auch intelligenter Ge-
staltungskunst einbringt, sucht sei-
nesgleichen.
Im wahrsten Sinne des Wortes
eine musikalische Sternstunde, zu
der die sorgfältig ausbalancierende
Aufnahmetechnik das Ihre beitrug.
Es entstand ein ungemein räumli-
ches Klangbild, in dem die Charak-
tere der einzelnen Instrumente bei-
spielhaft zur Geltung kommen.
Holger Arnold
MUSIK ★
KLANG ★
OH
09
09
QC
О
m
о
о
QC
<
ö
о
schlängeln sie sich durch Bachs
Werke. Janine Jansen stupft die Tö-
ne fingerflink und ohne jede Schär-
fe in die Saiten, und der Oboist
Ramon Ortega Quero lässt sie so
nahtlos aus der Lunge fließen, als
würde er niemals Luft holen müs-
sen. Die Orchestereinsätze kom-
men geschmeidig und elegant da-
her. Niederländisch-entspannt geht
es zu in fast jeder Sekunde die-
ser Aufnahme. Es gibt spritzigere
Interpretationen, aber auch hek-
tischere. Wer einen häuslichen -
vielleicht etwas bequemen - Weih-
nachts-Bach sucht, findet ihn auf
dieser CD.
Ole Pflüger
MUSIK ★
KLANG ★
{★ ★ ★
NINE J 4N SEI
Johann Sebastian Bach
VIOLINKONZERTE, DOPPELKON-
ZERT, VIOLINSONATEN U. A.
Janine Jansen, Jan Jansen, Ramon Ortega Quero u. a.
Decca/Universal CD
(
72
’)
Von der Schwerkraft brauchen wir
nicht mehr zu sprechen, die spielt
hier keine Rolle. Selbst das Noten-
gewitter im letzten Satz von Bachs
Konzert für Violine und Oboe ver-
mag die Musiker nicht zu erden.
Leicht und federnd wirbeln und
Georg Friedrich Händel
ORGELKONZERTE U. A.
Ragna Schirmer, div. Ensembles
Berlin/Edel
3
CDs_________________ (
219
’)
Händels Orgelkonzerte, gespielt
auf einem Hammerflügel, einem
modernen Flügel und einer Ham-
mond-Orgel. Das Händelfestspiel-
orchester verfügt über einen farbi-
gen und warmen Klang, und Rag-
na Schirmer überzeugt durch Tem-
perament, originelle agogische Ge-
staltung und feine Nuancierung. Im
Vergleich etwa zu Matthias Kirsch-
nereit (CPO) lässt sie sich in den
langsamen Sätzen mehr Zeit für De-
tails. Enttäuschend: das epigonale
Concertino von Connesson. Stefan
Malzews originelle und humorvol-
le Jazzbearbeitungen hingegen be-
reiten auch dank exzellenter Solis-
ten wunderbaren Hörspaß.
mfv
MUSIK ★
KLANG ★
______________
A ntonin Dvorak
VIOLINKONZERT U. A.
Anne-Sophie Mutter, Berliner Philharmoniker,
Manfred Honeck u. a.
DG/Universal CD__________________(
54
’j
Dass Anne-Sophie Mutter nach wie
vor eine der größten Geigerinnen
der Welt ist, steht ebenso außer
Frage wie die technische Überle-
genheit, die sie auf ihrem Instru-
ment bereits seit Jugendtagen be-
weist. Es scheint, als könne sie fast
jede klangliche Nuance aus der Gei-
ge herausholen, die Brillanz ihrer
Triller - nur als Beispiel - ist atem-
beraubend. Die gemeinsame Auf-
nahme der Künstlerin mit den Ber-
liner Philharmonikern bedeutet im
Übrigen eine historische Wieder-
vereinigung, liegt das letzte ge-
meinsame Plattenprojekt, Brahms’
Doppelkonzert, doch schon 30 Jah-
re zurück.
Auftrumpfend energisch in den
Ecksätzen, demonstriert Anne-So-
phie Mutter besonders im letzten
Teil, was überragende Virtuosität
auf der Geige ausmacht. Der Schüt-
zenhilfe ihrer im Breitwandformat
aufspielenden Philharmoniker un-
ter Manfred Honeck darf sie gewiss
sein, und man ist beeindruckt. Auch
wenn man die slawische Innerlich-
keit dieses so melodienreichen
und an vielen Stellen oft so zärt-
lichen Stücks bisweilen vermisst.
Dafür kommt sie im zweiten Satz
umso mehr zum Tragen - nur lei-
der fast schon als Karikatur. Ganze
Passagen werden im Dauervibrato
zerschluchzt, die ständigen Porta-
menti rauben einem innerhalb kür-
zester Zeit den letzten Nerv. Leider
muss man es sagen: Dieser zwei-
te Satz ist ein ziemlicher Tiefpunkt
und schmälert erheblich die Freude
an dieser ansonsten durchaus nicht
nur aus historischen Gründen emp-
fehlenswerten CD, auf der Solistin
und Orchester ergänzend noch mit
der f-Moll-Romanze und der Mazu-
rek zu hören sind. Als charmanten
Rausschmeißer gibt es dann die
berühmte Ges-Dur-Humoreske mit
Ayami Ikeba am Klavier.
Stephan Schwarz
MUSIK
KLANG ★
138 STEREO 1/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht
vorherige seite 137 Stereo 2014-01 lesen sie online nächste seite 139 Stereo 2014-01 lesen sie online Nach hause Text ein/aus